Schon bei der Planung zu unserer ersten Juli fing es mir in den Fingern zu jucken an. Es fehlte mir nicht nur eine Semiakustische Jazzgitarre in meiner Sammlung (da fehlt ja immer was). Die ersten Entwürfe der Juli waren einfach schon zum verlieben schön! Als Robin dann mit den ersten Schritten anfing, war es direkt um mich geschehen und ich nutzte die herrlich stille Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr um einen großen Teil der Gitarre fertig zu stellen.

Da ich die letzten Gitarren, die ich für mich selbst gebaut hatte, alle klar lackiert hatte und es, wie gesagt, mitten im Winter war, sehnte ich mich nach etwas Farbe und entschied mich, die Gitarre gelb zu lackieren. TV yellow war mir zu Retro, Graffiti yellow zu kalt, also mixte ich mir selbst einen Farbton dazwischen an.

Damit fiel dann auch die Wahl der Body Materialien auf schlichten (und gut zu verarbeitenden) Ahorn für die Zargen und den Boden und eine Fichtendecke. Für den Hals wählte ich Cedro, da ich ein Öl-Finish haben wollte und er farblich, haptisch und tonal gut in mein Konzept passte. Seit langem lag in unserem Lager schon ein wunderschön gemasertes „White“-Ebony-Griffbrett, das wunderbar zum Body passte. Aus dem gleichen Material machte ich dann auch Kopfaufleger, Saitenhalter und Stegfuß. Auf Bindings wollte ich verzichten – Holz-Ränder hätten nicht gepasst, Kunststoff wollte ich nicht und stark abgerundete Kanten gefielen mir in Kombination mit der Farbe am besten.

Als Pickup entschied ich mich dann nach einigem hin und her für einen Charlie-Christian-Style Pickup. Wenn auch im P90 Format, damit ich gegebenenfalls noch den Pickup tauschen können würde und da mir das Orginal auch zu kantig für die Gitarre war.

Für die Mechaniken kamen für mich nur Schaller GrandeTune mit Snakewood-Flügeln (kam dem White Ebony am nächsten) in frage; klein, leicht und präzise wie sie sind. Und für die Brücke setzte ich dann aus dem selben Grund auf eine ABR-Style Brücke von ABM. Und da ich oft im Sitzen ohne Gurt spiele und keinen so auffälligen Gurtknopf auf der Schulter haben wollte, griff ich zu dem versenkten Dunlop Straplok Flushmount-System.

Da ich eh vorwiegend auf dem Halspickup oder auf akustischen Gitarren spiele, ist ein Instrument mit nur einem Pickup für mich keine große Einschränkung, allerdings kann der Charlie Christian solo auf einem Instrument sehr stark mit seiner Dynamik punkten. Wer dann noch mit Tone- und Volumenpoti umzugehen weiß, wird keinen zweiten Pickup missen. Dazu kommt noch, dass die Gitarre mit ihrer super leichten Bauart einfach phantastisch auf jede Anschlagsnuace reagiert. Wobei mein persönliches Highlight hart angeschlagene Singlenotes in den hohen Lagen sind. Die akustischen Bauweise komprimiert die Energie und belohnt mich mit traumhaft schmatzenden und perlig weichen Tönen als ob man von jeder Note ein Küsschen bekommt.

Und wo wir schon in den hohen Lagen (und beim Schwärmen) sind: Der Halsansatz liegt am 16. Bund, wodurch ohne Probleme der 19. Bund erreicht werden kann. Für mich als Akustikspieler der reinste Luxus. Den Hals habe ich für mich recht flach und etwas Breiter ausgearbeitet und EVO Gold-Bünde im 6105-Format benutzt. Gerade die Bünde tragen noch einmal zur Vielseitigkeit des Instrumentes bei, da der große Abstand zweischen Saite und Girffbrett (nicht dem Bund!) und das geschmeidige Bundmaterial jede Menge Freiraum für Spieltechniken lassen.

Alles in allem bin ich sehr glücklich mit meiner Juli, zum testen würde ich sie vielleicht auch noch mal aus der Hand geben.

  • Boden & Zargen: Ahorn
  • Decke: Alpenfichte
  • Hals: Cedro
  • Griffbrett: White Ebony
  • Mechaniken: Schaller GrandTune
  • Steg: ABM 2500 / White Ebony
  • Saitenhalter: White Ebony / Messing
  • Pickups: Mojo Charlie Christian-Typ (P90-Format)
  • Mensur: 628 mm
  • Baujahr: 2022
Ava

Juli