Jacques habe ich, Robin, für mich selbst gebaut. Lange schwirrte mir diese Gitarre im Kopf herum und während des Corona-Lockdowns konnte ich aus der Not eine Tugend machen und sie realisieren.
Ich brauchte einfach eine Singlecoil-Gitarre, schöne, glasige Sounds und dazu ein Tremolo. Das Doublecut-Design ist für meinen Geschmack ausreichend weit entfernt vom über 60 Jahre alten Klassiker und bietet mit dem durchgehenden Cutaway, das man nur mit eingeleimtem Hals realisieren kann, wesentlich mehr Spielkomfort.
Der Korpus ist aus Sumpfesche, weil ich dieses Holz einfach liebe. Der Geruch, die großen Poren, das Gewicht, am Ende auch der Ton. Wie wir es gern machen, habe ich auch hier den Korpus quer zur Längsachse gewölbt, um Gewicht einzusparen und der Gitarre etwas mehr Eleganz zu geben. Ursprünglich wollte ich Ahornhals und -griffbrett haben, aber ein Gefühl sagte mir, dass ich es lieber mit dem Mahagoni aus einer alten Kirchenbank probieren sollte, den ich auch damals in der Susi verbaut habe. Der verlangte dann auch ein Ebenholzgriffbrett.
Die Pickups sind von Harry Häussel, und speziell verschaltet: Da der gewölbte Korpus einen 5-Wege-Schalter nur schwer zulässt, habe ich lieber einen Toggle-Switch verbaut, der zwischen Hals- und Stegpickup schaltet, in der Mittelposition dann beide, also wie bei einer Tele. Das Push-Pull-Volume-Poti kann dann in der Mittelposition die beiden Pickups von parallel auf seriell umschalten, was den Sound richtig fett macht. Das Tone-Poti kann man auch ziehen, das schaltet dann den Mittel-Pickup parallel dazu. So hat man dann zusätzlich zu den üblichen Strat-Zwischenpositionen noch die Option, alle drei Pickups gleichzeitig zu hören, und, was ich bis jetzt noch nie gehört hatte, den Mittelpickup parallel zu Hals und Steg in Serie, was irgendwie wie ein dicker Humbucker und ein out-of-phase klirren gleichzeitig klingt. Ganz spannend!
Das Tremolo von Schaller schwirrt ganz herrlich, wenn man es bewegt und dank der Klemmmechaniken und dem Knochensattel kann ich verstimmungsfrei ganz ordentlich vibrieren, sogar eine Divebomb geht ganz gut.
Tja, und dann die Farbe. Ich habe sie Erdbeermilch genannt, weil ich die ganze Zeit daran denken muss, aber eigentlich ist es der Fender-Farbklassiker Shell Pink. Ich habe mich da in der Farbästhetik von alten amerikanischen Autos inspirieren lassen, weshalb auch die ganze Hardware verchromt sein musste. Gleichzeitig war ich ein wenig die spiegelglatten Oberflächen satt. Besonders deckende Farben sehen dann einfach nur noch nach Plastik aus. Warum also nicht die großen Poren der Esche betonen statt sie zu füllen? So habe ich einfach die Esche ganz direkt mit dem Farblack lackiert und auch keinen Clearcoat mehr drüber gespritzt, sondern die Farbe direkt poliert. Sieht cool aus, finde ich! Den Hals habe ich nur geölt, der fühlt sich wie rohes Holz an, das gefällt mir in dem Zusammenhang irgendwie auch gut.
Also ich bin sehr glücklich mit Jacques!
- Korpus: Sumpfesche
- Hals: Kirchenbank-Mahagoni, 2-teilig
- Griffbrett: Ebenholz
- Mechaniken: Schaller M6 Mini Toplock
- Steg: Schaller Vintage Tremolo
- Pickups: Häussel ST Classic Set mit Chorm-Kappen
- Mensur: 648mm
- Oberfläche: Erdbeermilch offenporig hochglänzend (Nitro), Hals geölt
- Baujahr: 2020